Fragen und Antworten

Sind Systemaufstellungen wissenschaftlich?

Ein Stellvertreter stellt sich auf und äußert sich zu seiner Stellvertreterrolle, die er vorher weder gelernt hat noch dazu instruiert wurde. Ist das nicht Spekulation oder ein Ratespiel? Damit befassen sich mittlerweile diverse Forschungsarbeiten und kommen zu dem Schluss, dass es nicht rein zufällige Zusammenhänge sind, sondern dass die repräsentierende Wahrnehmung (auch implizites Wissen genannt) für die Fragestellungen relevant ist.

Wer mehr dazu lesen möchte:

Thomas Gehlert: Systemaufstellungen und ihre naturwissenschaftliche Begründung. Chemnitz 2019

Was ist eine repräsentierende Wahrnehmung?

Als repräsentierende Wahrnehmung wird das Phänomen bezeichnet, dass Stellvertreter (Menschen, die andere Menschen in der Aufstellung vertreten) durch das Hineinstellen in ein System Zugang zu den Gefühlen der Rolle erhalten.

Systemische Intelligenz... ein neues Modewort?

Kognitive Intelligenz, emotionale Intelligenz, intuitive Intelligenz... und jetzt auch noch systemische Intelligenz. Eine systemische Intelligenz lässt sich nicht im IQ messen oder darstellen und drückt nicht rational analytische Fähigkeiten aus. Sondern regelt, wie wir in Organisationen oder der Familie über Generationen eingebunden sind. Systemische Intelligenz hilft uns, unser Handeln im Kontext von Familie oder Organisation zu reflektieren, Verstrickungen zu erkennen, aufzulösen und nach Alternativen zu suchen.

Zahlen, Daten, Fakten reichen in einer Organisation nicht mehr?

In einer sich immer schneller verändernden Wirtschaft mit zunehmender Komplexität stoßen rational logische Vorgehensweisen an ihre Grenzen. Organisationsaufstellungen sind eine sinnvolle Ergänzung für verschiedene Fragestellungen, denn sie bringen Informationen ans Licht, die vorher nicht wahrgenommen wurden. Sie visualisieren Dynamiken innerhalb einer Organisation und machen sie damit Ihren Interventionen zugänglich.

Sind Systemaufstellungen im Business anschlussfähig?

Zahlen, Daten, Fakten (explizites Wissen) untermauern kausale Erklärungen. Wie passt die Intuition aus Aufstellungen dort hinein? Für manche Führungskräfte ist das ein unauflösbarer Widerspruch, während andere Verantwortungsträger genau dieses implizite Wissen über das System und deren Kontext, über Mehrdimensionalität  mitberücksichtigen wollen. Letztere gehen davon aus, dass Zahlen, Daten, Fakten nicht ausreichen, um gute Entscheidungen zu treffen, Strategien aufzustellen etc., und das gerade in VUCA Zeiten.

Was kann man in einer Systemaufstellung aufstellen?

Wenn man an Systemaufstellungen denkt, dann meist daran, dass Menschen aufgestellt werden. Doch darüber hinaus lassen sich abstrakte Elemente wie z.B. die Struktur einer Organisation, Ziele, Hindernisse, Projekte, Produkte, Märkte, Standorte, Strategien und vieles mehr aufstellen.

Bringt nicht jeder sein familiäres System mit in die Organisation?

Manchmal vermischen sich das System Organisation mit individuellen Schicksalen eines Organisationsmitglieds. Wir alle bringen unsere eigenen Themen aus unseren Familiensystemen mit in unseren Alltag, mit in die Organisation. So kann es zu einer Vermischung oder einer Verwechslung kommen, wenn familiär geprägte Erwartungen ungefiltert ins Organisationssystem übertragen und dort enttäuscht werden. Wird die Vermischung in einer Aufstellung sichtbar, tut es nicht nur dem Menschen selbst gut, sondern bringt auch Ruhe ins relevante Organisationssystem.

Geschieht in Aufstellungen alles frei und ohne Ordnung?

Erfahrungsgemäß gibt es Prinzipien, die bei Nicht-Beachtung zur Unordnung in der Organisation oder der Familie führen. Dazu gehören:

  • Vorrang der Früheren vor dem Späteren
  • Recht auf Zugehörigkeit
  • Anerkennen, was ist

Diese systemischen Prinzipien führen zu einer "inneren" Ordnung, zu dem Stellvertreter in ihrer Rolle äußern "jetzt fühlt es sich stimmig und gut an". In der Familie hat dann jeder einen gute Platz. Das gilt auch in der Organisation und ist eine Voraussetzung, dass es gut läuft.